Abschluss der Audio-Produktion am ETI der HfM Detmold
Bericht: April 2014
Im Rahmen eines vorausgegangenen Arbeitstreffens der Projektmitarbeiter und der Beteiligten des Erich-Thienhaus-Instituts der HfM Detmold, Prof. Dipl-Tonm. Bernhard Güttler, Prof. Dipl-Tonm. Michael Sandner (beide Gesamt-Aufnahmeleitung), sowie den drei für die einzelnen Nummern verantwortlichen Studenten Stefan Antonin (Nr. 6), Florian Bitzer (Nr. 8) und Matthias Kieslich (Nr. 9) wurde zunächst ein Referenzmix der Nummer 6 (Duett Agathe/Ännchen) erarbeitet. Ferner waren die Möglichkeiten und Strategien zur Erstellung weiterer Datensätze aus dem eingespielten Tonmaterial zu eruieren bzw. zu planen.
Die bereits im Bericht zu den Einspielungen erläuterten Voraussetzungen und Ziele der Audio-Produktion wurden im Rahmen diese Produktionsschrittes umfassend umgesetzt. Neben den bisherigen Stereo-Abmischungen aller drei eingespielten Nummern stehen nunmehr zwei Fassungen der Nummer 6 zur Verfügung; hinzu kommt eine reichhaltige Materialsammlung für die weiteren geplanten Arbeiten in Arbeitspaket 2.3 und 2.4, d.h. zur akustischen Quellenseparierung (Erlangen) und zur vorgesehenen Integration von Mehrkanal-Audio-Streaming innerhalb von Edirom Online (Detmold).
Zirpende Grillen
Als kleine Kostprobe finden Sie in den folgenden Beispielen die bereits im Bericht zu
den Aufnahmen erwähnten Varianten in Nummer 6. (Eine detailliertere Beschreibung der
Varianten finden Sie auch im Bericht zu den
Einspielungen). Um zunächst einen etwas längeren Höreindruck vermitteln zu
können, werden nachfolgend die eingespielten Varianten der Artikulationsformen der
Violinbegleitung zu Ännchens Grillen sind mir böse Gäste
(Nr. 6, T. 80ff.)
einander gegenübergestellt.
In der ersten Fassung setzen die colla parte geführten Violinen die Bezeichnungsweise aus Webers Autograph in eine non-legato-Fassung um.
Die zweite Fassung übernimmt die Artikulation der Singstimme, was durch die colla-parte-Führung der Violinen durchaus naheliegen könnte.
Die dritte Fassung verwendet halbtaktige Bindebögen, wie sie seit der Partituredition von Peters verbreitet übernommen wurde. Der Strich auf der jeweils letzten Note des Taktes wird dabei entweder als Zeichen des Absetzens oder gelegentlich des Abphrasierens gedeutet.
Fallgeräusche
Als zweites Beispiel folgt die auf den älteren Druckausgaben basierende, durchgängig
im pizzicato notierte Fassung des zu Ännchens Worten ließ ihn fall'n
erklingenden Akkordschlags der Streicher (Nr. 6, T. 38), die der differenzierteren
Originalfassung Webers gegenübergestellt wird: Dabei erklingt der Akkord der beiden
Violinen arco (und durch einen zugesetzten Strich akzentuiert, jedoch in
der aus den Takten zuvor noch geltenden Grundlautstärke piano; im Notenbild
in rot hinzugesetzt), während nur die Bratschen und Bässe ein pizzicato für
den Grundton des Akkordes (d) anwenden und dieser Ton ausdrücklich durch ein
forte bezeichnet ist.
Links Webers Fassung, rechts hingegen jene mit durchgängigem pizzicato.
Datenset zur Forschung und Nutzerinteraktion
Besonders arbeitsintensiv war die Erstellung der Forschungs- und Präsentationsdaten, da es hier galt, möglichst differenziert trennbare Tonspuren der einzelnen Instrumentgruppen (Holzbläser, Hörner, Solisten und Streicher), Partitursysteme (im Falle der Streicher z.B. Vl 1, Vl 2, Vle, Vc, Cb), und Einzelspuren (allein für die Violine 1 wurden 3 Mikrofone platziert) zu gewinnen. Das angefertigte Datenset umfasst all diese Spuren in einer der Stereo-Abmischung entsprechenden Schnittfassung. Es ist angedacht, diesen Datensatz mit Abschluss des Projektes für zukünftige Forschungen zur Verfügung zu stellen.
Wie dieses Material auch innerhalb der entstehenden Edition dem Leser
zu Gute
kommen kann, soll hier ebenfalls kurz illustriert werden. Direkt nach Ännchens
ließ ihn fall'n, war das nicht schlecht?
(Nr. 6 T. 38) setzt sukzessive
der restliche Orchesterapparat ein (Nr. 6 T. 39ff.).
Bitte beachten Sie, dass die folgenden Beispiele absolut statisch aus den aufgezeichneten Materialien erzeugt wurden; eine weitere Abmischung zur Optimierung des gewünschten Höreindrucks ist nicht erfolgt. Zudem muss darauf hingewiesen werden, dass es selbstverständlich zur Übersprechung zwischen den einzelnen Instrumenten bzw. Instrumentengruppen kommt, da das Orchester als Gesamtapparat und nicht räumlich getrennt aufgezeichnet wurde.
In der Stereomischung stehen dabei die Solistinnen klar im Vordergrund:
Möchte man sich jedoch mehr auf das restliche Orchester konzentrieren, so bietet sich eine Deaktivierung der Solisten-Mikrofone geradezu an:
Wenn nun die Blasinstrumente intensiver betrachtet werden sollen, kann eine solche Deaktivierung für die gesamte Streichergruppe vorgenommen werden:
Letztlich kristallisert sich vielleicht heraus, dass der ersten Violine und der Klarinette der eigentliche Fokus der Aufmerksamkeit gilt. Ein direktes Gegeneinanderhören lässt sich realisieren, indem ausschließlich die Mikrofone dieser Partitursysteme aktiviert werden: